Annen-Medaille für Ilona Barthel
Die „Annen-Medaille“ aus Meißner Porzellan erhielt Ilona Barthel (links im Bild), eine unserer Ehrenamtlichen aus Dresden, am 23. Oktober aus den Händen von Sozialministerin Barbara Klepsch. Mit dieser Verleihung bedankte sich die sächsische Ministerin für ihr überdurchschnittliches Engagement für Haftentlassene. Wir freuen uns mit ihr!
Frau Barthel ist in unserem Arbeitskreis Dresden mit dabei. Sie betreut und begleitet Inhaftierte der JVA Dresden, macht also Einzelbesuche in der JVA, begleitet Inhaftierte bei Ausgängen und führt Briefkontakte. In Einzelfällen betreut und begleitet sie haftentlassene Menschen bei ihren ersten Schritten in Freiheit.
Dabei bezeichnet sie selbst sich als „ängstlichen und vorsichtigen Typ“. So hat sie ein solches Ehrenamt früher auch abgelehnt. Warum sie es dann dennoch übernahm und warum sie (meistens) gut schläft, erzählte sie ausführlich der Sächsischen Zeitung in „Oma im Männerknast“.
Ihre Erfahrungen gibt Ilona Barthel auch in unserem Blog weiter. Darin schreibt sie zum Beispiel:
„An Gott glauben ist nicht schlimm“
„Seit gut zehn Jahren besuche ich Inhaftierte. Immer wieder konnte ich in dieser Zeit mit Frauen und Männern über den Sinn des Lebens sprechen. Die meisten haben keinen Bezug zum Glauben, sind aber auch nicht ablehnend. Einer sagte zu mir: „Wenn Sie an Gott glauben, ist das nicht schlimm. Jeder hat halt sein Hobby!“
Mir ist wichtig bei jedem Besuch, dass ich Menschen vor mir habe wie du und ich. Menschen, die wertvoll sind, denen ich mit Respekt und Würde begegnen will. Ich möchte ihr Selbstwertgefühl stärken, damit sie lernen, nach der Haft Verantwortung für ihr Leben zu übernehmen.
Ermutigt und erschüttert
Vor mir sitzen Menschen, die mit Drogen gedealt haben, gewalttätig geworden sind, getötet haben. Menschen, die aus der Bahn geworfen und schuldig worden sind, sich verachtet fühlen und es auch sind. Ich höre zu und höre zu und höre zu. Rede mit Gott über jeden dieser Männer und Frauen, sonst würde ich Enttäuschungen von Gefangenen und Bediensteten nicht verkraften. Es gibt ermutigende Besuche, aber auch Gespräche, die mich zutiefst erschüttern, die Abgründe in einem Menschen aufzeigen. …“ Weiterlesen
Lesen Sie von Ilona Barthel im Blog:
Weihnachtsgeschichte für einen Neonazi
Eine kleine Sternstunde
Gefangene besuchen: Was mir wichtig ist
Ausgang mit Piercing
Fotos und mehr zur Verleihung der Annen-Medaille 2018
„Warum helfen Sie im Schwarzen Kreuz ausgerechnet Kriminellen?“
Fotos: Jürgen Lösel/Sächsisches Staatsministerium für Soziales und Verbraucherschutz