14. Dezember 2018

JVA-Gesprächskreis mit Jesus und Bodyguards

                      Uwe Engelmann, Leiter des Arbeitskreises Osnabrück, mit “Neuzugängen” für die U-Haft

 

Neulich im Gesprächskreis in der Untersuchungshaft Osnabrück:

“Ich hatte mir die biblische Geschichte mit Jesus und Zachäus ausgesucht (Lukas 19, 1-10) und sie den Männern vorgelesen. Und dann wurden einfach mal die Rollen verteilt und dann los. Jesus zog mit seinen zwei Jüngern (wie Bodygards) nach Jericho. Bis er an die Zollstation von Zachäus kam. Zachäus war ein knallharter Zollbeamter: Selbst als Jesus ihm fünf Spekulatius gab, wollte er ihn nicht durchlassen.

Der Regisseur (ich) musste an die Geschichte erinnern. Und Jesus kam auf den Markt und erzählte dem Volk etwas von Indianern und vergrabenen Schätzen (erinnerte etwas an Karl May). Da er nicht aufhörte zu reden, musste ich wieder ran und ihn auf Zachäus hinweisen, der inzwischen eine Sprossenwand hochgeklettert war und eifrig winkte. Jesus wusste nicht so wirklich, was er mit ihm machen sollte und Zachäus wollte auch nicht so einfach runter…

Jünger als Bodyguards

Also erinnerte ich wieder an die Geschichte und Zachäus ging Arm in Arm mit Jesus und den “Bodyguards” zur Wohnung. Tja, seine Frau hatte noch keinen Tee gekocht, war aber sehr eifrig am Vorbereiten… Dann saßen sie etwas perplex und irgendwie war die Luft raus. Ich gab einen Tipp zum Inhalt, Jesus sprach noch einen Freundschaftssegen aus und dann war die Geschichte zu Ende.

Herrlich, einfach nur herrlich. Schade, dass wir dort nicht filmen dürfen!

Im anschließenden Gespräch konnte sich jeder zu seiner Rolle äußern. Interessant war, dass einem Mitspieler das Ganze wohl so gut gefallen hat, dass er sich später in der Strafhaft auf jeden Fall nach einer Theatergruppe umschauen möchte!

Jesus wartet im Haftraum

Wenn wir Jesus heute begegnen würden, welche Frage würden wir ihm dann stellen? Was würde uns unter den Nägeln brennen? Das fragte ich in die Runde. Da kamen recht unterschiedliche Ideen. Ich malte den Gefangenen das Bild vor Augen, sie würden um 16 Uhr wieder Einschluss haben und sich dann umdrehen und Jesus würde auf ihrem Bett sitzen. Was würden sie sagen? Ich sammelte die Beiträge:

– Wie bist du denn hier reingekommen? Was machst du hier?

– Möchtest du einen Tee?

– Warum bin ich hier gelandet?

– Stimmt das alles mit Himmel und Hölle?

Hast du auch Prostituierte?

– Kann du mir nicht Prostituierte besorgen? – Da lachten einige und der Inhaftierte versuchte noch nachzulegen. Ich musste ihn dann freundlich, aber bestimmt in die Schranken weisen. (Normalerweise äußern sich die Männer nicht so, wenn sich eine Frau im Team befindet, aber er war noch nicht so lange dabei.)

– Ist es noch nicht zu spät, mein Leben zu ändern, umzukehren?

Ganz ehrlich, ich hatte diese letzte Aussage gar nicht so wahrgenommen. Zwar aufgeschrieben, aber nicht wirklich gehört. Erst meine Frau hat mich später darauf aufmerksam gemacht, was derjenige da gesagt hatte. Und wenn ich jetzt so darüber nachdenke: Hammer!

Noch mal neu anfangen

Wir unterhalten uns ja regelmäßig mit den Männern über den Glauben, über Zweifel und Möglichkeiten, Gott zu erkennen, zu erfahren, dass Jesus lebt. Aber so deutlich hat diese Frage noch nie jemand zum Ausdruck gebracht. Das muss der Heilige Geist bewirkt haben.

Zum Schluss des Nachmittags habe ich den Männern noch ein Experiment angeboten: Wenn Sie jetzt in Ihre Zelle gehen, setzen Sie sich doch einfach mal aufs Bett und schauen, ob da Jesus sitzt. Vermutlich werden Sie nichts sehen. Aber er sitzt da. Fangen Sie doch einfach mal an zu reden, mit Jesus…

Dann noch – wie immer – herzliche Verabschiedung mit Handschlag. Sogar von dem einen Mann, der von den Prostituierten gesprochen hatte: Danke, dass Sie gekommen sind! Das macht mich schon nachdenklich…

Uwe Engelmann, Leiter des Arbeitskreises Osnabrück

“Warum helfen Sie im Schwarzen Kreuz ausgerechneet Kriminellen?”

Fotos: Schwarzes Kreuz AK Osnabrück

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Gott sagt: „Menschen mit überheblichem Blick und stolzem Herzen will ich nicht in meiner Nähe dulden.“