4. Mai 2018

Jahrestagung: Macht Glaube stark?

 

 

Sachsen zählt zu den Regionen, in denen das Schwarze Kreuz stark vertreten ist. Umso schöner war es, dass viele unserer Ehrenamtlichen aus Sachsen auf unserer Jahrestagung in Leipzig am 28. April mit dabei sein konnten. Bekannte Gesichter wiedersehen, neue kennenlernen –  lauter „fröhliche freundliche Menschen“ seien ihm hier begegnet, sagte einer der beiden Referenten, Mathias Frankfurth vom sächsischen Justizministerium. Auf der Mitgliederversammlung am Nachmittag wurde ein neuer Vorstand gewählt.

„Glaube macht stark“ hatten wir uns als Thema gesetzt. Stimmt das wirklich? Und inwiefern hilft uns der Glaube, Menschen im Gefängnis zu unterstützen?

Die Referenten Oberkirchenrat Christian Schönfeld, Vorsitzender der Diakonie Sachsen, und Mathias Frankfurth vom sächsischen Justizministerium versuchten auf diese Fragen eine Antwort zu finden.

Macht Glaube wirklich stark?

Christian Schönfeld dankte den Ehrenamtlichen für ihren Einsatz im Gefängnis; ein „nicht leichtes“ Arbeitsfeld, das auch in der Bibel immer wieder auftauche.

Macht der Glaube stark? Dazu Schönfeld: Das ist leider kein Automatismus. „Ein Mensch im Gefängnis, der zum Glauben gekommen ist, stellt oft fest, dass das allein nicht gleich alle Probleme löst.“  Aber mit dem Glauben ist ein gewisses Grundvertrauen da, das auch in Zeiten von Schiffbruch tragen kann.

In schwierigen Zeiten braucht man aber Impulse von außen. Man selbst hat oft einen Tunnelblick. „Wenn Sie sich für die Geschichte eines Menschen in Haft interessieren, dann helfen Sie ihm dabei, neue Perspektiven zu entwickeln.“ Erzählen können ist wichtig, auch für Gefangene. „Man kann dabei Dinge verarbeiten, Lebenskapitel abschließen und weiterkommen.“ So wie die Jünger in der biblischen Emmaus-Geschichte, die Jesus ihr Herz ausschütten. „Solche Begegnungen können einen Menschen erfassen und sein Leben eindrücklich verändern.“ Die Emmaus-Jünger haben dadurch Hoffnung und Stärke wiedergefunden. „Aber in unserer eigenen Hand liegt so etwas nicht: Es ist Gottes Geschenk.“

Kontakte sind Highlights

Mathias Frankfurth zeigte zunächst die Veränderungen im Justizvollzug in den letzten Jahren auf. Seine zentralen Aussagen: Faktoren wie die Droge Crystal Meth, ein hoher Ausländeranteil, Sicherheitsfragen sowie sehr hohe Auslastung des Justizvollzugs führen zu einer enormen Belastung der Bediensteten. Da kommt fast zwangsläufig manches andere zu kurz. „Und da kommen Sie vom Schwarzen Kreuz ins Spiel.“ Außenkontakte sind im Gefängnis elementar. „Gefangene brauchen Menschen von draußen, die für sie offen und ansprechbar sind. Solche Kontakte sind Highlights. Sie helfen, die oft von Monotonie und Trostlosigkeit geprägte Zeit der Haft besser zu bewältigen.”

Niemanden verloren geben, beharrlich sein ohne Aufdringlichkeit, gelassen bleiben bei Rückschlägen und es später noch einmal versuchen – das zeichnet die Arbeit des Schwarzen Kreuzes aus, soweit er sie kennt.

Sinnerfülltes Leben auch als Gefangener

Im Leitbild des Schwarzen Kreuzes ist verankert, dass man auf ein sinnerfülltes Leben in einer Beziehung zu Jesus Christus aufmerksam machen möchte. Das lässt sich mit der Behandlung von Abhängigkeits-erkrankungen vergleichen, so Frankfurth:  Man kann eine Sucht nicht einfach aufheben, indem man das Suchtmittel entzieht. Man muss auch eine sinnvolle Beziehung an ihre Stelle setzen. Das bietet das Schwarze Kreuz den Gefangenen an. Bei ihnen ist oft eine große Unruhe und Rastlosigkeit spürbar. „Kleine Erfolge stillen diese Unruhe nicht dauerhaft.“ Hier kann es helfen, mit einem unvoreingenommen Christen über sinnerfülltes Leben und eine Hoffnung, die über den Tag hinausgeht, zu sprechen.

Informationen zur Mitgliederversammlung am selben Tag und zum neuen Vorstand finden Sie hier.

“Warum helfen Sie im Schwarzen Kreuz ausgerechnet Kriminellen?”

 

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„Gott merkt ja doch nichts!“, sagen manche. „Was weiß der da oben schon von dem, was hier vorgeht?“