Zwölf Mal Weihnachten hinter Gittern
“…Ich erlebte bisher bereits 12 Mal Weihnachten hinter Gittern und das in vier verschiedenen Gefängnissen. Der Ablauf ist von Anstalt zu Anstalt verschieden. Mal bleibt die Tür fast durchgängig während der Feiertage zu, mal werden extra großzügige Aufschlusszeiten gewährt. In den niedersächsischen JVAen wird meiner Ansicht nach auf Ablenkung gesetzt, also möglichst langer Aufschluss in Kombination mit einem erhöhten Freizeitangebot in Form von sportlichen und/oder spielerischen Turnieren.
Das Gefühl fehlt
Zudem findet stets mindestens ein Gottesdienst statt, wenngleich oftmals nur sehr kurz. Darüber hinaus gibt es an den Weihnachtstagen in der Regel besonderes Essen, was wahrscheinlich an ein Festessen erinnern soll. Jeder Insasse erhält auch einen Christstollen und ebenso finden in einigen Anstalten Weihnachtsfeiern statt. Mal werden Weihnachtsbäume aufgestellt und geschmückt, mal Kränze unter die Decke gehängt. Insgesamt erscheint es mir jedoch stets recht trostlos, da bei all diesen Dingen das Gefühl fehlt. Es bleibt durchweg kalt in dieser grauen Umgebung.
Als ich in Haft kam, empfand ich die Weihnachtszeit als zusätzliche Belastung, da mir dann der Verlust meines Lebens in Freiheit besonders bewusst wurde. Hinzu kamen die Vorwürfe, nicht bei meinen Kindern zu sein und sie damit zu bestrafen.
Versuch sich abzulenken
Inzwischen lasse ich ein Erleben von Weihnachten zumindest ansatzweise zu, wobei ich dabei weniger ein Fest an sich feiere als vielmehr an Jesus´ Geburtstag denke. Und so nutze ich einen Teil der Zeit für das Lesen in der Bibel und für die Besinnung. Allerdings versuche ich auch bewusst weiterhin, mich abzulenken, um die Sehnsucht nach mir lieben Menschen zu unterdrücken. Dieses gelingt mir durchs Schreiben von Briefen, durch die Teilnahme an den diversen Veranstaltungen oder auch durch sinnfreies Fernsehen. Was ich nicht kann, wie einige andere, ist, es mir besonders gut gehen zu lassen, indem ich zum Beispiel besondere Leckereien koche oder backe. Ich trage das Gefühl in mir, so etwas hier nicht verdient zu haben. Nur eine Kerze ließ ich immer leuchten, was in diesem Jahr leider verboten ist.
Eine positive Hoffnung zum Schluss: Ich stelle mir gern vor, wie ich später Weihnachten ganz bewusst feiern werde, im Kreis meiner Familie.“
Aus dem Brief eines Inhaftierten (gekürzt). Mehr über ihn lesen Sie im Artikel Weihnachten im Knast (idea Spektrum).
Fotos: www.Rudis-Fotoseite.de / pixelio
Der Artikel hat mich unheimlich berührt – vor allem die Sache mit dem „Weihnachtskreuz“. Es wird mir dieses Jahr ein Gebetsanliegen an Weihnachten sein, dass für viele Menschen in unseren Gefängnissen der Bogen von der Krippe zum Kreuz erkennbar wird und in dieser schwierigen Weihnachtszeit als Zeichen der Liebe Gottes Trost und Hoffnung schenkt. Auch für die Angehörigen „draußen“, denn ich kann mich noch gut erinnern, wie schwierig diese Tage letztes Jahr für uns waren.
Darüber hinaus bleibt die unendliche Dankbarkeit, dass unser Sohn dieses Jahr Weihnachten wieder bei uns zu Hause feiern kann und weiter seinen Weg mit Jesus geht.