Was hat der Dienst im Strafvollzug aus mir gemacht?
Seit nun fast 15 Jahren bin ich als Justizvollzugsbeamter in Lübeck tätig. Anfangs ging ich mit Begeisterung und hoher Motivation täglich in die JVA. In eine fremde, für den „normalen Bürger“ unverständliche Welt. Erklärungen bekam man zu dieser Zeit nicht von jedem Kollegen, denn Wissen war Macht.
In keiner Firma hatte ich solch extremes Denken erlebt. Mein Arbeitseifer und meine Motivation wurden regelrecht ausgebremst. Aber mittlerweile hat sich durch den Generationswechsel vieles verändert. Einige Kollegen werden sicher immer noch eher an sich denken, um ihre Beförderung nicht aus den Augen zu verlieren. Insgesamt glaube ich aber, dass die meisten bedacht sind, neue junge Kollegen ordentlich auf den Dienst vorzubereiten und wichtige Details an sie weiterzugeben.
Dürfen einen Gefangene mögen?
Seit 12 Jahren verrichte ich meinen Dienst auf einer Station, wo langstrafige Gefangene untergebracht sind. Gerade hier, wo Lebenslängliche und Sicherungsverwahrte untergebracht sind, entwickelt sich manches Mal ein Vertrauensverhältnis zu den Gefangenen. Dort ist man für einige Gefangene der auserwählte Kollege, dem man fast alles erzählt. Da geht es um zerstörte Ehen, Trauerfälle in der Familie, Ärger mit den Mitgefangenen oder Bediensteten. Manche Gefangene warten dann regelrecht auf mich, um gerade mit mir über ihre Probleme zu sprechen.
Es ist für mich eine Bestätigung meiner Arbeit, wenn Gefangene mir etwas anvertrauen möchten. Da muss ich doch einiges richtig machen, auch wenn andere Kollegen es manches Mal als falsch ansehen. Gefangene dürfen einen nicht mögen, hab ich da mal hören müssen. Natürlich ist es auch eine gewisse Mehrbelastung, weil man vielleicht öfter von Gefangenen in Anspruch genommen wird.
Es ist eine Einstellungssache, die ich mir bis heute bewahrt habe: Auch im Gefängnis sollte man Mensch bleiben. Ich bin nicht zur Bestrafung der Gefangenen da. Urteile werden von Richtern ausgesprochen. Das bedeutet nicht, dass ich bestimmte Straftaten verharmlosen möchte. Weiterlesen
Reinhard Scharf, Justizvollzugsbeamter in der JVA Lübeck
Lesen Sie hier den Originalartikel aus Forum Strafvollzug 3/2013.
Foto: Reinhard Scharf
Daumen nach oben & Respekt!!!
Ich finde den Bericht sehr wichtig.
Es wurde über Gefühle geschrieben.
Ich kann diesen Menschen verstehen.
Trotzdem sollte jeder berufliches&schulisches vom Privatem trennen.
IM KK & PP legt jeder seinen Schmück ab und zieht sich um…
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Silke