Heribert Prantl: Probeweise hinter Gittern
„In den Corona-Wochen ist oft gefragt worden, was ein Lockdown mit den Menschen anrichtet. Das ist die Grundfrage auch beim Strafvollzug: Was richtet er an? Was macht er mit den Menschen?“
Heribert Prantl, Jurist, Journalist und Autor, definiert in seinem Newsletter Strafvollzug als „Versuch, an Menschen, die man kaum kennt, unter Verhältnissen, die man nicht unbedingt beherrscht, Strafen zu vollstrecken, über deren Wirkung man zu wenig weiß.“
Prantl hinter Gittern
Er will mehr darüber erfahren. Am eigenen Leib. Darum lässt er sich 2009 selbst inhaftieren. Obwohl ihm klar ist, dass sein eigenes Erleben letztlich nicht zu vergleichen ist mit dem eines wirklich Inhaftierten, „wenn sein bisheriges Leben zusammenbricht, wenn seine Zukunft nach Gefängniskost schmeckt, wenn er nicht weiß, was aus ihm, Frau, Kind und Arbeit wird.“ Trotzdem macht er eindrückliche Erfahrungen; er schildert sie im Newsletter „Prantls Blick“
Debatte wird zerstückelt
Mittlerweile sind überall die Bundesländer für den Strafvollzug zuständig. Was mit den Gefangenen, ihren Familien und ihren Grundrechten geschieht, sei kaum noch Thema in der Öffentlichkeit, so Prantl. Die Debatte sei zerstückelt. „Die Föderalismusreform hat damit etwas Schlimmes angerichtet: Sie hat die Wissenschaft vom Strafvollzug marginalisiert – und sie hat die gesellschaftliche Debatte über den Strafvollzug gekillt.“
“Prantls Blick”: “Staatsbürger hinter Gittern”
“Warum helfen Sie im Schwarzen Kreuz ausgerechnet Kriminellen?”
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