Ein Inhaftierter schrieb uns von seinen Weihnachten in Haft:
Wenige Orte sind vom weihnachtlichen Lichterglanz, feierlicher Musik, Glühweinseligkeit und leuchtenden Kinderaugen so weit entfernt wie ein Gefängnis. Stattdessen sitzt man da in jener Heiligen Nacht, allein in einer Zelle, allein mit den Gedanken, den Erinnerungen. Allein mit Sehnsüchten und fern von allen Menschen, die einem nahe sind oder es einmal waren. Eine bleierne Schwere legt sich über alles und selbst diejenigen, die sich sonst durch die vergitterten Fenster unterhalten, verfallen in Schweigen. Alles Ablenken will in dieser Nacht nicht gelingen. Keine besinnliche Zeit – Krisenzeit!
Für mich war das Gefängnis jedoch ein Ort, an dem Weihnachten überhaupt erst wirklich wurde. Denn: Geht es nicht eigentlich darum, dass da ein Licht in der Finsternis erscheint? Dass das „Fürchte dich nicht“ erklingt, inmitten aller Angst, Ohnmacht und Hoffnungslosigkeit? Wo, wenn nicht hier, muss Weihnachten werden?
So bastelte ich mir einen Weihnachtsbaum aus Papier. Schmückte ihn mit Zetteln mit Namen all der Menschen, an die ich in jener Nacht dachte, schrieb darauf, was ich ihnen verdanke und selbst gerne schenken würde. Sachte begann mein Weihnachtsbaum dabei zu „erstrahlen“ – und wurde schließlich der schönste Weihnachtsbaum, den ich je hatte.
Mittlerweile bin ich im Maßregelvollzug. Auch heute noch ist Weihnachten für mich eine ganz besondere und tragende Zeit. Wenn es draußen dunkel wird, beginne ich nach und nach LED-Kerzen für all diese Menschen zu entzünden (und lese, wenn sie mir geschrieben haben, ihre Worte dazu). So füllt sich der Raum mit einem Lichtermeer, das alle Dunkelheit erhellt – und Weihnachten geschieht.
M. F., seit 12 Jahren im Maßregelvollzug
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„Warum helfen Sie im Schwarzen Kreuz ausgerechnet Kriminellen?“
Wir vertrauen darauf, dass wir durch den Glauben an Jesus Christus von Gott angenommen werden. Er hat uns ja durch seinen Geist diese Hoffnung geschenkt.