„Ich würde ja gern mal wissen, was der Gefangene so über den Briefkontakt mit mir denkt …“ Das hören wir manchmal von unseren ehrenamtlichen Briefpartner:innen. Und auch wir fragen uns: Können wir unsere Arbeit verbessern?
Darum führen wir regelmäßig unsere Jahresumfrage durch. Wir bitten beide Seiten, Ehrenamtliche und Inhaftierte, uns kurz einige Fragen zu beantworten. Und auch diesmal haben die Inhaftierten uns nahezu durchgängig zurückgemeldet: Sie freuen sich über die Verbindung und sind glücklich, dass ihnen das Schwarze Kreuz jemanden vermittelt hat und sie bei den einzelnen Schritten begleitet. Der Briefkontakt macht ihren Haftalltag erträglicher. Bei einigen finden auch Telefonkontakte und Besuche statt. Die Resonanz ist also ausgesprochen positiv.
Allgemein: Die Inhaftierten schätzen an ihrem Briefkontakt die Offenheit, das Vertrauen und die Zuverlässigkeit. Sie freuen sich, am Leben „draußen“ teilhaben zu können. Einige schätzen es, gute Ratschläge zu bekommen und sich auch über den Glauben und das aktuelle Zeitgeschehen austauschen zu können.
Manche Inhaftierte gaben an, dass der Briefkontakt ihnen Kraft spendet und sie lernen, Dinge in einem anderen Licht zu sehen. Sie bekommen Empathie, Anteilnahme, Toleranz, Respekt und Wertschätzung: Der Briefkontakt ist gut für Herz und Seele. Einige Statements:
„Warum helfen Sie im Schwarzen Kreuz ausgerechnet Kriminellen?“
Wer kann verstehen, wie die Wolken schweben, warum am Himmelszelt der Donner rollt?
Jesus sagt: Ich war im Gefängnis und ihr habt mich nicht besucht.
Deshalb will ich wenigstens mit Briefen jemanden dort „besuchen“.
Ich habe etliche Jahre im Ausland gearbeitet. Habe die Erfahrungen gesammelt, dass das Elternhaus schuld ist. Deswegen helfe ich hier. Briefkontakt bringt nicht viel.
Auch bei meiner Altenbetreuung kommt immer wieder das Elternhaus derer ins Gespräch.
Deswegen helfe ich hier und da, soweit ich kann. Wenn man noch helfen kann diejenigen Opfer/Täter
Mfg
Schütte
Ich glaube, Gefangene haben soziale Kontakte am nötigsten. Das ist für mich der Grund, warum ich 2x Briefkontakte hatte. Ich habe selbst in der JVA gearbeitet und kenne den öden Gefängnisalltag aus erster Hand. Da ist so ein sozialer Kontakt viel Wert und kann einiges bewirken. Für beide Seiten. Ich hatte auch nach der Zeit der Haft mit beiden Briefpartnern noch Kontakt. Der eine Kontakt ist direkt nach seiner Entlassung zu uns gekommen, weil gerade mehrere Feiertage waren und er nicht wusste wohin. Das war ein wunderbares Erlebnis einen der 12 Jahre in Haft war plötzlich in Freiheit zu sehen. Dieser Kontakt hat bis zu seinem Tod gedauert und ich habe ihn gelegentlich besucht.