17. Mai 2023

Was Gefangene über Briefkontakte denken

„Ich würde ja gern mal wissen, was der Gefangene so über den Briefkontakt mit mir denkt …“ Das hören wir manchmal von unseren ehrenamtlichen Briefpartner:innen. Und auch wir fragen uns: Können wir unsere Arbeit verbessern?

Auch Telefonkontakte und Besuche

Darum führen wir regelmäßig unsere Jahresumfrage durch. Wir bitten beide Seiten, Ehrenamtliche und Inhaftierte, uns kurz einige Fragen zu beantworten. Und auch diesmal haben die Inhaftierten uns nahezu durchgängig zurückgemeldet: Sie freuen sich über die Verbindung und sind glücklich, dass ihnen das Schwarze Kreuz jemanden vermittelt hat und sie bei den einzelnen Schritten begleitet. Der Briefkontakt macht ihren Haftalltag erträglicher. Bei einigen finden auch Telefonkontakte und Besuche statt. Die Resonanz ist also ausgesprochen positiv.   

Gut für Herz und Seele

Allgemein: Die Inhaftierten schätzen an ihrem Briefkontakt die Offenheit, das Vertrauen und die Zuverlässigkeit. Sie freuen sich, am Leben „draußen“ teilhaben zu können. Einige schätzen es, gute Ratschläge zu bekommen und sich auch über den Glauben und das aktuelle Zeitgeschehen austauschen zu können.

Manche Inhaftierte gaben an, dass der Briefkontakt ihnen Kraft spendet und sie lernen, Dinge in einem anderen Licht zu sehen. Sie bekommen Empathie, Anteilnahme, Toleranz, Respekt und Wertschätzung: Der Briefkontakt ist gut für Herz und Seele. Einige Statements:

Keine Angst verstoßen zu werden

  • B. baut mich immer wieder auf.
  • Ich schätze den vertrauten Gedankenaustausch und das stetige offene Ohr für jegliche Anliegen.
  • Ich kann ihr alles anvertrauen oder mir Luft machen mit der Gewissheit, einen anderen Blickwinkel zu erhalten, ohne Angst zu haben, verstoßen zu werden.
  • Er hat ein offenes Ohr, und ich fühle mich bei ihm gut aufgehoben.

Geschenk Gottes

  • Sie ist eine wichtige Stütze in meinen sozialen Kontakten. Ich bin sehr froh, diesen Schritt über das Schwarze Kreuz gegangen zu sein.
  • M. ist ein Geschenk Gottes.
  • Ich schätze den Raum, meine Sorgen zu teilen.
  • Sie spendet mir mit ihren Worten oder Karten immer wieder Kraft. Ich bin total dankbar für ihre Zuverlässigkeit.
  • Ich habe keine Angst mehr, abgewiesen zu werden.

„Warum helfen Sie im Schwarzen Kreuz ausgerechnet Kriminellen?“

Kommentare: “Was Gefangene über Briefkontakte denken”

  1. Renate sagt:

    Jesus sagt: Ich war im Gefängnis und ihr habt mich nicht besucht.
    Deshalb will ich wenigstens mit Briefen jemanden dort „besuchen“.

  2. Schütte sagt:

    Ich habe etliche Jahre im Ausland gearbeitet. Habe die Erfahrungen gesammelt, dass das Elternhaus schuld ist. Deswegen helfe ich hier. Briefkontakt bringt nicht viel.
    Auch bei meiner Altenbetreuung kommt immer wieder das Elternhaus derer ins Gespräch.
    Deswegen helfe ich hier und da, soweit ich kann. Wenn man noch helfen kann diejenigen Opfer/Täter
    Mfg
    Schütte

  3. Gudrun sagt:

    Ich glaube, Gefangene haben soziale Kontakte am nötigsten. Das ist für mich der Grund, warum ich 2x Briefkontakte hatte. Ich habe selbst in der JVA gearbeitet und kenne den öden Gefängnisalltag aus erster Hand. Da ist so ein sozialer Kontakt viel Wert und kann einiges bewirken. Für beide Seiten. Ich hatte auch nach der Zeit der Haft mit beiden Briefpartnern noch Kontakt. Der eine Kontakt ist direkt nach seiner Entlassung zu uns gekommen, weil gerade mehrere Feiertage waren und er nicht wusste wohin. Das war ein wunderbares Erlebnis einen der 12 Jahre in Haft war plötzlich in Freiheit zu sehen. Dieser Kontakt hat bis zu seinem Tod gedauert und ich habe ihn gelegentlich besucht.

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