Jahrestagung: Lust und Frust in der Straffälligenhilfe
Lust und Frust können in der Straffälligenhilfe manchmal dicht beieinander liegen – wobei sich beides oft anders verteilt als Außenstehende vermuten mögen. Auf unserer Jahrestagung in Bielefeld erzählten drei unserer Arbeitskreisleitungen aus ihrem Gefängnisalltag, ergänzt von Beiträgen der anderen Ehrenamtlichen.
Eindeutig: In der direkten Arbeit mit den Gefangenen überwiegt die Lust. „Also ehrlich gesagt, unser christlicher Gesprächskreis in der U-Haft gefällt mir viel besser als der Gottesdienst in meiner Gemeinde“, erzählte da Uwe Engelmann, Leiter des Arbeitskreises Osnabrück (Foto oben). „Die reden da so schön offen und unverblümt über den Glauben und geben auch mal Kontra.“ Enttäuschungen mit den inhaftierten Menschen erlebt er eher selten. Etwa als ein Haftentlassener 600 Euro stahl und wieder ins Gefängnis musste. „Dabei wären wir bereit gewesen zu helfen! Aber er hatte sich nicht getraut zu fragen…“
Barbara Dippel-Wagner (Foto Mitte), Leiterin des Arbeitskreises Hamm, konnte sich auch nach 35 Jahren an keine einzige frustrierende Erfahrung mit Gefangenen im christlichen Gesprächskreis erinnern. „Im Gegenteil, es sind wunderbare Gespräche. Nach den Treffen in der JVA komme ich immer wieder ganz erfüllt nach Hause.“ Bedrückend findet sie es eher, wenn sie Einzelheiten aus der Strafakte eines Gefangenen erfährt oder von den Problemen in Haft hört. Da nimmt sie viel mit ins Gebet, bespricht das eine oder andere auch mit vertrauten Menschen. „Ich baue darauf, dass da, wo mein Arm zu kurz ist, Gott eingreift.“
Frust entsteht am ehesten dann, wenn mal etwas an den Gegebenheiten der JVA scheitert. Etwa wenn der Arbeitskreis wieder nach Hause geschickt wird, weil der Veranstaltungsraum in der JVA unvermutet besetzt ist. Wenn Vorschriften wenig Spielraum lassen oder es zu Kommunikationsstörungen mit der JVA kommt. Aber auch dann lasse sich oft noch etwas regeln, meinte Manfred Möller (Foto links), Arbeitskreisleiter aus Detmold. „Bei einem kleinen Schaden gibt es oft noch irgendwo einen großen Nutzen.“
„Warum helfen Sie im Schwarzen Kreuz ausgerechnet Kriminellen?“
Fotos: Schwarzes Kreuz