5. Oktober 2023

„Gefängnisse dürfen etwas kosten!“

Strafvollzug – wie läuft das eigentlich in anderen Ländern? In Norwegen zum Beispiel begrüßt man es, wenn ein Gefangener „reif für die Insel“ ist:

„Normalerweise verlässt man das Gefängnis mit seiner Habe. Du machst dann einfach mit all den schlechten Gewohnheiten weiter, die du vorher schon hattest. Das ist hier anders“, so ein Gefangener der Gefängnisinsel Bastøy in Norwegen. Hier soll es menschlich zugehen, mit dem Ziel, jeden Gefangenen wieder in die Gesellschaft zu integrieren. Auf Bastøy leben Mörder, Sexualstraftäter und Wirtschaftskriminelle wie in einem Dorf. Das Konzept basiert auf Vertrauen – was ausgezeichnet funktioniert.

Straftäter leben zusammen auf einer Insel

Die skandinavischen Länder Norwegen und Schweden nehmen Ansätze der „Restorative Justice“ auf, die sich auf die Versöhnung mit den Opfern und der Gemeinschaft insgesamt konzentriert. Täter sollen den durch ihre Straftaten verursachten Schaden wiedergutmachen und die Verantwortung dafür übernehmen. Dementsprechend lautet der Grundsatz: Gefängnisse dürfen etwas kosten! Genügend Geld, ein hoher Personalschlüssel, persönliche Nähe von Personal und Gefangenen, therapeutische Angebote, Arbeit in den Gefängnissen und eine intensive Nachsorge in der Bewährungszeit sind die gewollten Konsequenzen.

Versöhnung bringt Erleichterung

Die schwedische Theologin Ulrica Fritzson ist überzeugt, dass nur Versöhnung und nicht Bestrafung hilft, die durch Straftaten verletzte Gemeinschaft wiederherzustellen. Ihre Reconciliation Group organisiert intensive Versöhnungsangebote. Sie erinnert sich an einen Gefangenen. Monatelang wollte keiner der Angehörigen mit ihm reden. Aber dann: „Die Angehörigen waren nervös und hatten Angst vor Stefan, aber als das Treffen vorbei war, breitete sich bei allen ein Gefühl der Erleichterung aus, weil sie die Last, die sie in sich trugen, in Worte fassen konnten.“ Und der Gefangene lernte dadurch, Verantwortung für sein Leben zu übernehmen.

Friedrich Schwenger, Seelsorger i.R. (ehemals Maßregelvollzug Moringen)

Aus unserem Newsletter „Aufgeschlossen“. Er erscheint fünfmal im Jahr. Bestellen können Sie ihn oben auf der Startseite über das entsprechende Eingabefeld.

„Warum helfen Sie im Schwarzen Kreuz ausgerechnet Kriminellen?“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Unsere anderen Kanäle:

Abonniere unseren Newsletter:

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Kraft des Heiligen Geistes, der euch Gemeinschaft untereinander schenkt, sei mit euch allen!

2. Korinther 13, 13
Aus unserem Jahreskalender