17. Juli 2022

Briefkontakt seit fünf Jahren

Foto: Alexandra Bucurescu, pixelio

Mein Briefpartner und ich, wir schreiben uns nun seit etwas mehr als fünf Jahren. Und das, wie ich finde, relativ offen. Mal sind seine Briefe sehr humorvoll, manchmal nachdenklich und manchmal sorgenvoll und traurig.

Es geht ihm da nicht anders als allen anderen Menschen. Jeder von uns hat gute und schlechte Tage und darüber tauschen wir uns auch aus. Neben Politik, Glaube oder dem Weltgeschehen sind es auch Themen wie Freundschaft, Mitgefangene oder die Familie, die uns beschäftigen.

Grenzen achten und Selbstkritik üben

Natürlich geben wir nur so viel von uns preis, wie wir es wollen. Aber dieses Privileg genießen wir beide und sind uns dessen auch bewusst. Trotzdem lassen wir uns selbst nicht nur im besten Licht dastehen. Wir gehen auch kritisch mit uns um und mit dem, was wir sagen und tun.

Ich empfinde diesen Austausch als sehr wertvoll. Er hat mich über meinen Tellerrand schauen lassen und mir kleine Einblicke in eine mir völlig fremde Welt erlaubt.

Strafttat kein großes Thema

Die Straftat, für die er in Haft sitzt, spielt in unseren Briefen nur eine untergeordnete Rolle. Ich weiß, wofür er seine Strafe verbüßt, aber es ist nicht in jedem Brief ein großes Thema.

Ich bin froh, dass dieser Kontakt mein Leben bereichert, und freue mich auf jeden neuen Brief.

Sonja Welzel, Ehrenamtliche im Schwarzen Kreuz

“Warum helfen Sie im Schwarzen Kreuz ausgerechnet Kriminellen?”

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