Wiener Träume hinter Gittern

Wer im Gefängnis sitzt, kann nicht einfach fortgehen. Aber eine Reise im Kopf ist immer möglich. Die Phantasie lässt sich nicht einsperren.

Wir sind ein Musikerpaar; wir haben das Privileg, dass wir solche Phantasiereisen anbieten können. Besonders wertvoll ist das für Menschen hinter Gittern. Darum setzten wir uns für ein paar Stunden ins Auto und machten uns auf in die JVA unseres inhaftierten Briefpartners.

Kaffeehausmusik hinter Gittern

Der sehr engagierte Seelsorger vor Ort hatte geholfen, das Konzert zu organisieren. Im Nu waren wir mit Notentasche, Geige und E-Piano durch die Sicherheitskontrolle und konnten in der Kapelle alles aufbauen. Da kamen auch schon die ersten Gäste. Wir luden sie ein zu einer entspannten Reise nach Wien und Venedig: Mit Violine und Klavier spielten wir Kaffeehausmusik. Etwa 30 Leute hörten gespannt und begeistert zu. Geige und Klavier – das hatten einige von ihnen noch nie live erlebt.

Dem Publikum etwas Wichtiges mitgeben

Hinterher gab es einen Becher Kaffee mit selbstgemachten Muffins; eine gute Gelegenheit, uns mit den Inhaftierten auszutauschen. Gerade darum spielen wir auch sehr gern in einer JVA: Wir haben dann noch mehr als sonst das Gefühl, dem Publikum etwas Wichtiges mitgeben zu können.

Am nächsten Vormittag gaben wir einen kleinen Gitarrenworkshop in der JVA. Unser Briefpartner spielt auch Gitarre, und so konnte er sich auf diesem Instrument weiterbilden. So war es insgesamt eine tolle runde Sache, und wir fuhren mit vielen schönen Erinnerungen nach Hause.

Broder D. Balzer und Francien Janse-Balzer, Weener

„Warum helfen Sie im Schwarzen Kreuz ausgerechnet Kriminellen?“