2. August 2023

Warum Pfarrerin im Knast?

Ich hin Pfarrerin im Knast. Wie ich da gelandet bin? Das frage ich mich selbst manchmal. Eigentlich lief alles ganz normal: Studium, Vikariat. Seelsorge fand ich schon immer spannend, deswegen bin ich neben dem Krankenhaus auch für ein Praktikum in die JVA gegangen. Irgendwie hat das Sinn gemacht, was ich da tue.

Gemeinsam auf der Suche

Im Knast begegnet man anderen Menschen als in der Gemeinde. Viele sind nicht von Haus aus mit Kirche verbunden. Viele haben eher eine lose Beziehung zu Gott. Im Knast machen sich einige dann auf die Suche. Ich finde es großartig, mit zu suchen.

Im Knast begegnet man Menschen anders als in der Gemeinde. Natürlich gibt es viele Hürden und Einschränkungen bei der Arbeit, die ich hier gar nicht aufzählen muss. Bemerkenswert finde ich aber, dass die innere Hürde, mit der Seelsorge zu sprechen, die viele Menschen draußen spüren, im Knast niedriger zu sein scheint. Mit der Seelsorge zu reden ist kein Zeichen von Schwäche, sondern gehört zum Alltag. Man rät einander sogar, doch mal an die Seelsorge zu schreiben. Das ist toll.

Oft nur mit aushalten

Nicht immer kann ich helfen. Oft kann man nur mit aushalten. Und andererseits ist es doch möglich, mit ganz praktischen Dingen wie einer Lesebrille oder einem Telefonat viel zu bewegen.

Diese Arbeit macht Sinn.

Melissa Schüller, Gefängnisseelsorgerin JVA Köln-Ossendorf

(Aus: Aufschluss, 96. Mitteilungsblatt der Ev. Konferenz für Gefängnisseelsorge in Deutschland, März 2023)

“Warum helfen Sie im Schwarzen Kreuz ausgerechnet Kriminellen?”

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Gott sagt: „Menschen mit überheblichem Blick und stolzem Herzen will ich nicht in meiner Nähe dulden.“