Jahrestagung: Thema Interaktionsarbeit und Vorstandswahlen
Das war unsere Jahrestagung am vergangenen Sonnabend: Ein spannendes Thema als Input am Vormittag, die Mitgliederversammlung mit Vorstandswahlen am Nachmittag und rund um die Uhr Begegnungen von Mensch zu Mensch. Herzlichen Dank an die Gäste, die sich aus ganz Deutschland auf nach Celle gemacht hatten!
„Arbeit mit Menschen: konstruktiver Umgang mit dem Gegenüber“ hatte Privatdozent Dr. Guido Becke seinen Vortrag betitelt. Er ist Forschungsleiter am Institut Arbeit und Wirtschaft der Universität Bremen.
Konstruktiv mit Menschen arbeiten
Produktiv und mit Freude mit anderen Menschen zusammenarbeiten und gesund dabei bleiben – wer wünscht sich das nicht? In Beruf und Ehrenamt, und so natürlich auch in der Straffälligenhilfe. Dr. Becke gab den Gästen dafür das Werkzeug der „Interaktionsarbeit“ an die Hand. Jeder Arbeit, bei der Menschen miteinander zu tun haben, liegen danach vier Faktoren zugrunde, die individuell und je nach Kontext ausgehandelt werden. Das passiert in weiten Teilen unbewusst und unausgesprochen:
Kooperationsarbeit: Ausbalancieren der unterschiedlichen Interessen, Vorstellungen und Wünsche.
Emotionsarbeit: Anpassen des eigenen Gefühlsausdrucks an die Erfordernisse des Gegenübers und der Situation bzw. Regulieren der Gefühle. Hier spielt auch die Organisation eine wichtige Rolle, die die jeweiligen Menschen vertreten. Flugbegleiter:innen zum Beispiel, die immer freundlich wirken müssen, sind hier sehr enge Grenzen auferlegt.
Gefühlsarbeit: Beeinflussen der Gefühle des Gegenübers, um produktiv miteinander arbeiten zu können.
Subjektivierendes Arbeitshandeln: flexibles Sich-Einstellen auf die individuelle Situation mit ihren ganz speziellen äußeren Umständen, Stimmungen etc.
Besonderheit Straffälligenhilfe
Auf die Straffälligenhilfe im Schwarzen Kreuz bezogen fand Dr. Becke viele positive Ausgangsbedingungen, zum Beispiel eine hohe Sinnhaftigkeit der Arbeit und eine klare Aufgabenstellung, nämlich die Begleitung und soziale Stabilisierung von Inhaftierten. Eine Besonderheit in der Arbeit mit Inhaftierten ist, dass beim Gegenüber immer die Haftsituation im Hintergrund steht. Sie beeinflusst seine Emotionen und sein Verhalten stark. Das ist im Kontakt immer zu berücksichtigen.
Eigene Grenzen beachten
Eine Gefahr für die Ehrenamtlichen könnte darin bestehen, dass sie gerade angesichts der hohen Sinnhaftigkeit der Arbeit in Versuchung kommen, eigene Grenzen zu überschreiten und sich mehr und umfassender einzusetzen als gut für ihre Gesundheit ist. Darauf sollten alle Seiten achten.
Lesen Sie eine pdf-Präsentation des Vortrags mitsamt weiteren Hintergründen und Literaturempfehlungen sowie eine Zusammenfassung von fünf wesentlichen Punkten.
Neuer Vorstand gewählt
Nachmittags in der Mitgliederversammlung erläuterte Helge Bonacker, Vorsitzender unseres Vereins, den Jahresbericht 2021. Anschließend wurde ein neuer Vorstand gewählt: In Zukunft werden Gefängnisseelsorger i.R. Henning Buchhagen, Schulbegleiterin Meike Klim, Diakonin und Heilpädagogin Inga Teuber, ERP-Systemadministratorin Verena Landgraf und Pastor i.R. Hartmut Stiegler mit dabei sein. Demnächst finden Sie mehr dazu bei uns im Blog.
Der neu gewählte Vorstand mit unseren hauptamtlichen Mitarbeitenden
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