3. Juli 2018

Was gibt im Gefängnis Halt?

„Liebe Freunde, liebe Brüder und Schwestern! Ich bin ein 26jähriger junger Mann und heiße D. Ich sitze etwas über zwei Jahre im Gefängnis und werde noch mindestens zwei Jahre inhaftiert sein. Beruflich komme ich ursprünglich aus dem medizinisch-pflegerischen Bereich. Mein Leben verlief leider nicht immer auf dem rechtlich richtigen Weg und ich beging Straftaten. Seit Sommer 2015 sitze ich daher in Haft. Eigentlich hatte ich zuvor alles, was ein Mensch braucht: eine Familie, eine Partnerin, ein gutes soziales Umfeld, einen sicheren Arbeitsplatz, eine Wohnung. Trotzdem verlor ich den Halt. Ich beging Straftaten und habe einen hohen Schaden angerichtet. Ich halte meine Strafe für gerechtfertigt.

“Kein Atheist im trudelnden Flugzeug”

Nun ist die erstmalige Unterbringung in einem Gefängnis ja nicht unbedingt sehr einfach für jedermann. Zumindest war sie für mich nicht einfach. An dieser Stelle fällt mir ein Zitat von Arnim Dahl ein: ‚Spätestens dann, wenn ein Flugzeug ins Trudeln gerät, sitzt kein Atheist mehr drin.‘  So kann man auch meinen Glaubensbeginn bildlich betrachten.

Zu Anfang suchte ich etwas, was mir Halt gab. Ich habe begonnen zu beten. Das war aber eher eine Aufzählung von Wünschen. Gott ist aber kein Automat, wo man eine Nummer wählt und das Gewünschte unten rausfällt. Am besten, ohne etwas dafür zu tun. Gott möchte eine Gegenleistung. Er fordert uns auf, unsere Sünden zu bekennen, Jesu Tod als Erlösung anzuerkennen, seine Gebote zu befolgen und Vergebung einander zu schenken, wie auch er uns vergeben hat.

Vergeben tut gut

Irgendwann begann ich, mich ernsthaft mit dem Thema des Glaubens an Gott zu beschäftigen. Andere halfen mir dabei. Ich bete jetzt ernsthaft zu Gott. Ich bete auch für andere Menschen in der Welt. Leider hat Gott mir meine Bitten nicht immer so erfüllt, wie ich es gerne gehabt hätte. Meine damalige Freundin trennte sich von mir, trotz aller Gebete. Unter der Trennung habe ich sehr gelitten. Heute sehe ich das so: Gott hat mich beschützt, vor psychischen Folgen, die ich durch Verlust- und Eifersuchtsängste gehabt hätte. Da habe ich zum ersten Mal so richtig die Liebe und Fürsorge von unserem Gott gespürt. Eins der wichtigsten Güter ist für mich die Vergebung. Ich kann Vergebung geben und das tut mir sehr gut. Viele Jahre des Frustes und des Zorns meiner Mutter gegenüber habe ich ihr vergeben können.

So bitte ich Euch alle: geht in die Gefängnisse Eurer Stadt und steht den Mitmenschen dort bei. Vergebt uns Sündern und seht uns als Brüder und Schwestern an. Wir brauchen Eure Hilfe! – Gott segne Euch, Euer D.“

Was es mit diesem Brief auf sich hat, lesen Sie im aktuellen LEBENSZEICHEN (pdf). Dort finden Sie auch ein Gedicht von D.

“Warum helfen Sie im Schwarzen Kreuz ausgerechnet Kriminellen?”

 

Foto: Kunstart.net, pixelio

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