Nach Überfall den Täter besucht
Es begann damit, dass sie überfallen wurde. Ihre Handtasche war weg. Wer macht sowas?, fragte sich Renate Riedel und besuchte den Dieb in U-Haft. Jung und schüchtern war er.
Aus dem Besuch entwickelte ein Briefkontakt und schließich ein lang anhaltendes Interesse an der Gefängniswelt. Kuchen und Geige haben sie und ihr Mann jetzt im Gepäck, wenn sie in die JVA Waldheim kommen. Dort gestalten sie Gottesdienste mit. Allmählich lernte sie einiges darüber, wann sie Inhaftierten vertrauen konnte und wann nicht; dass sie nicht jedem Inhaftierten jede Schilderung glauben durfte, dass es für sie aber kein Problem war, mit einem Menschen, der getötet hatte, in ihrem Garten Kaffee zu trinken.
Bei ihrem ersten Besuch im Gefängnis hatte sie „wirklich Angst“. Inzwischen ist das nicht mehr so. „Jetzt fühlt es sich eher an, als würden mein Mann und ich zu alten Freunden fahren.“ Auch wenn sie sich an das Eingeschlossensein immer noch nicht gewöhnt hat.
Ihre ausführliche Geschichte erschien im christlichen Monatsmagazin „chrismon“: Freiwilllig in den Knast
Foto (Ausschnitt): Charlotte Sattler