1. Oktober 2018

Buchempfehlung: Der Bibelraucher

 

Wilhelm Buntz, Der Bibelraucher.  Die knallharte Lebensgeschichte eines Ex-Knackis. SCM Hänssler, 17,99€

 

Wilhelm Buntz ist einer der härtesten Typen im Gefängnis. “Blutbad-Willi” nannte man ihn schon als Kind. Er hat zwei Menschenleben auf dem Gewissen und unzählige Straftaten. Er schlägt schnell zu; keiner will sich mit ihm anlegen. Eines Tages stellt er fest, dass die Blätter seiner Bibel gutes Zigarettenpapier abgeben. Jahrelang raucht er sich durch das gesamte Alte Testament. Als er zum Neuen Testament kommt, treffen ihn auf einmal Sätze aus der Bergpredigt bis ins Mark. Und sie beginnen ihn langsam zu verändern.

Ihn quält die Angst vor den Konsequenzen, aber trotzdem: Er will reinen Tisch machen. Kurz vor seiner Entlassung aus der Haft gesteht Buntz Straftaten, die ihm nie nachgewiesen werden konnten. Mit Herzklopfen sucht er das Gespräch mit Menschen, die unter ihm gelitten haben. Der Glaube an Gott und Jesus Christus krempelt sein Leben ganz allmählich um.

“Früher hattest du tote Augen”

Wer sich für Menschen im Gefängnis einsetzt, für den ist das gerade erschienene Buch “Der Bibelraucher” noch einmal mehr als die anrührende und spannende Geschichte einer Wandlung. Unsereins hilft das Buch, die Welt durch die Brille eines Menschen zu sehen, der anderen Unmengen von Leid zufügte. Es gibt tiefe Einblicke in das Leben von WIlhelm Buntz vor, während und nach der Haft. Zum Beispiel

  • In die Erfahrungswelt eines Straftäters, der von klein auf misshandelt wurde und sich früh dafür entschied, lieber Täter als Opfer zu sein.
  • In das Leben in verschiedenen Gefängnissen in Deutschland und Österreich.
  • Was es auch schlicht für einen ungeheuren Stress bedeutet, kriminell zu sein – immer fluchtbereit, niemandem vertrauen können, lügen müssen. Eine echte Beziehung zu anderen Menschen ist dadurch nicht möglich. (Gibt es angesichts dessen wohl Leute, die “freiwillig” kriminell sind?)
  • Wie wichtig für einen schwierigen Menschen die seltenen Oasenmomente sein können, in denen jemand die raue Fassade ignoriert und einfach zuhört, aufmerksam ist, Wertschätzung spüren lässt.
  • Und auch in das Verhalten mancher Kirchengemeinde, lange nachdem Wilhelm Buntz entlassen war. So beklatschte man einmal gerade noch begeistert seinen Vortrag, und gleich anschließend wurde er festgehalten und der Polizei übergeben: Auf dem Parkplatz war ein Auto aufgebrochen worden, das konnte ja schließlich nur er gewesen sein …

Die Taten und Erfahrungen von Wilhelm Buntz sind zum Teil schwer verdaulich. Doch geschrieben ist das Buch sehr feinfühlig, anders als das Cover und der etwas reißerische Untertitel vermuten lassen.  „Früher hattest du tote Augen“, sagt ihm gegen Ende jemand.  Das Buch beschreibt seine Entdeckung des vollen Lebens.

Fotos: Rolf Krüger

“Warum helfen Sie im Schwarzen Kreuz ausgerechnet Kriminellen?”

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