17. Oktober 2011

Neue Anregungen vom Regionaltreffen in Hamm

„Mich beeindruckt die Offenheit der Inhaftierten. Man kommt sehr schnell mit ihnen in tiefe Gespräche.“ „Ja, sie können auch sehr frei über ihren Glauben reden.“ Zwei neue Ehrenamtliche des Arbeitskreises Hamm schildern ihre ersten Eindrücke. Erst seit kurzem sind sie beim Schwarzen Kreuz dabei, gehen unter Leitung von Barbara Dippel-Wagner mit zu Gesprächsabenden in die Justizvollzugsanstalt Werl. Irmtraud Meifert von der Geschäftsstelle in Celle gibt dagegen vorsichtig zu bedenken, dass Inhaftierte manchmal weniger offen seien als es den Anschein hat; manchmal erspürten sie einfach gut, welches Verhalten im Moment gefragt sei.

Ob erst kurz dabei oder „alter Hase“, hier auf dem Regionaltreffen des Schwarzen Kreuzes in westfälischen Hamm haben die Teilnehmenden die Möglichkeit, Eindrücke und Erfahrungen untereinander auszutauschen. Schnell wird deutlich, dass in jeder Justizvollzugsanstalt die Bedingungen anders sind. Gruppenstärke, der Verteilungsschlüssel ehrenamtliche Mitarbeitende-Inhaftierte, die Rolle des Gefängnisseelsorgers, die Verbindlichkeit der Teilnahme für die Inhaftierten – jede Gruppe hat andere Voraussetzungen.

 

Gute Erfahrungen mit Tanz

Frau Dippel-Wagner schildert für die Gruppe Werl, dass sie die Gesprächsabende oft mit einem kleinen Tanz einleitet: „Wer nicht mitmachen möchte, muss natürlich nicht! Aber die meisten Männer beteiligen sich tatsächlich insgesamt gut, suchen sich höchstens mal einen anderen Nebenmann, wenn sie neben jemandem stehen, den sie nicht mögen.“ Da lauschen einige doch zunächst ein bisschen ungläubig, aber probieren dann gleich selbst ein paar Tanzschritte aus.

Eine Mitarbeiterin aus Münster hat einen Flyer für ihre Gruppe entworfen. „Den bekommen neue Inhaftierte vom Gefängnisseelsorger in die Hand und wissen dann gleich über unser Angebot Bescheid.“

 

Eigenes Empfinden einbringen

Erfahrungen dieser Art werden am Vormittag ausgetauscht, und am Nachmittag stellt Irmtraud Meifert, die das Treffen leitet, verschiedene Methoden vor, um einen biblischen Text einzuführen. „Es nützt ja nicht viel, ihn einfach vorzulesen. Wichtig ist, dass die Inhaftierten dazu angeregt werden, sich selbst in Bezug zu dem Text zu setzen.“ Knapp zwanzig Vorschläge listet sie dazu auf, die die Teilnehmenden zum Teil gleich selbst testen. So legt Irmtraud Meifert ihnen einen Bildausschnitt vor mit einem Mann, der zur Seite sieht: „Was fällt Ihnen an diesem Mann auf?“ „Er belauert etwas.“ „Ich finde, er sieht eher traurig aus.“ „Ringt er die Hände, sehe ich das richtig?“ Schließlich wird das Bild ergänzt, und es stellt sich heraus, dass es um das Gleichnis des Verlorenen Sohns geht; der Dargestellte ist der ältere der beiden Brüder. Was empfindet er wohl beim Anblick des Vaters, der den Bruder umarmt? Und schon ist man mit seinem eigenen Empfinden mitten in der Erzählung.

Anregungen dieser Art sind immer wieder wertvoll, so das Resümee der Teilnehmenden. Wir freuen uns, wenn auch Sie beim nächsten Regionaltreffen in Ihrer Nähe dabei sind!

Kommentare: “Neue Anregungen vom Regionaltreffen in Hamm”

  1. Tanzlehrer sagt:

    Tanzen? Die Opfer der Männer denen sie soviel “Gutes” tun tanzen bestimmt auch vor Freude. DENEN sollten sie ihr Engagement widmen.

  2. Otfried Junk, Schwarzes Kreuz sagt:

    Natürlich ist es wichtig, sich um die Opfer von Straftaten zu kümmern, da stimmen wir Ihnen voll und ganz zu! Zum Glück gibt es verschiedene Organisationen, die hier sehr gute und dringend nötige Hilfe anbieten. Wir im Schwarzen Kreuz setzen uns von einer anderen Seite für den Schutz der Opfer ein: Wir möchten zukünftige Straftaten verhindern, damit weitere Opfer von vornherein vermieden werden.

    Darum begleiten wir Inhaftierte während und nach der Haft. Wir möchten so dazu beitragen, dass sie es nach ihrer Entlassung schaffen, ein Leben ohne Straftaten zu führen. Auch das ist wirksamer Opferschutz.

    Otfried Junk, Geschäftsführer

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