2. April 2012

25 Jahre Gespräche über Gott und die Welt

Ein Vierteljahrhundert – so lange lädt der Arbeitskreis Hamm nun schon Inhaftierte der JVA Werl zu seinem Gesprächskreis ein. Was hat sich verändert, was ist geblieben? Bei einer Feierstunde im Gefängnis blickten Inhaftierte und Ehrenamtliche zurück. Mit dabei waren Anstaltsleiter Michael Skirl, Gefängnisseelsorger Dr. Ralf Stieber und Otfried Junk, Geschäftsführer des Schwarzen Kreuzes.

Ein „Urgestein“ des Arbeitskreises ist Pastor Helmuth Garthe. Er hatte den Arbeitskreis gegründet. Gleich um die 40 Inhaftierte kamen in die ersten Veranstaltungen. Damals gab es weniger Beschäftigungsmöglichkeiten im Gefängnis, und jeder, der einfach ein bisschen Abwechslung suchte, konnte vorbeisehen. Das brachte eine gewisse Unruhe in die Treffen.

Zu den Gruppenstunden einmal im Monat kommen heute bis zu 20 Inhaftierte. Barbara Dippel-Wagner, die jetzige Leiterin des Arbeitskreises, begrüßt, dass zurzeit zwölf Ehrenamtliche beim Arbeitskreis mitmachen: „So sind immer auch Gespräche unter vier Augen möglich.“ Die Atmosphäre wird offener und persönlicher. „Darum tauschen wir uns auch gern in Kleingruppen aus.“ Meist sind biblische Themen vorbereitet, aber wenn für die Inhaftierten gerade etwas anderes aktuell ist, wird auch spontan improvisiert.

 

“Man kann sich ausquatschen”

Einer der Teilnehmer an der Feierstunde machte schließlich ein „Geständnis“: Auch er war ganz am Anfang dabei gewesen – anschließend wurde er entlassen, ist aber jetzt leider wieder in Haft. Seiner Ansicht nach ist es dem Arbeitskreis immer besser gelungen, sich auf die Bedürfnisse der Gefangenen einzustellen. Anfangs empfand er die Stunden als etwas frömmelnd und abgehoben.

Heute nicht mehr. „Ihr nehmt einen als Menschen wahr, nicht als Fälle oder Nummern“, das war das, was den Inhaftierten am wichtigsten war. Sie erzählten, dass sie sich immer wieder auf die Themen freuen, auf die Gespräche und Begegnungen. „Man kann sich ausquatschen.“ Barbara Dippel-Wagner empfindet genauso das Besondere dieser Nachmittage. „Draußen“ würden so viele Worte gemacht, die nicht mehr haften blieben. „Hier aber wollen die Menschen uns hören, sie wollen mit uns sprechen! Man spürt ihr Bedürfnis nach Begegnung.“

Und da klang das gemeinsame Lied aus etwa 30 kräftigen Kehlen auch durch und durch überzeugt: „Gut, dass wir einander haben!“

Foto: Rainer Sturm/pixelio

 

 

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